Action Prototypes

In einer Reihe von fünf Prototypen untersucht KUNSTrePUBLIK die Potentiale von Stadtmöblierung bei der Freisetzung von Geld, Gewalt, Energie, Raum und Solidarität.

 

Critical Mass Mobil

KUNSTrePUBLIK in Kooperation mit Allianz bedrohter Berliner Atelierhäuser (AbBA)

Das ‘Critical Mass Mobil’ ist ein mobiles Stadtmobilar, gebaut vor dem Hintergrund des touristischen Spektakels unserer Städte. In Adaption dieses urbanen Phänomens wurde eine Sehenswürdigkeit für die Nachbarschaft geschaffen: als mobile wetterfeste Plattform kann dieses zeitgenössische trojanische Pferd bis zu 50 Personen in seinem Inneren versammeln. Der Bus kann als Projektionsfläche und Lautsprecher für kritische Diskurse verwendet und als Demonstrationszug im Stadtraum begangen werden.

Am 17.09.2017 wurden mit dem ‘Critical Mass Mobil’ fünf bedrohte Orte lokaler Kulturproduktion besucht und öffentlichkeitswirksam performativ diskutiert. Das “Site Seeing” war Auftakt eines Workshopformats über alternative Träger- und Finanzierungsmodelle für selbstverwaltete und gemeinwohlorientierte Atelierhäuser und Kulturstandorte in Diskussion mit relevanten Akteuren aus Politik, Verwaltung, Stiftungen, Verbänden und Initiativen.

 

 

Car to Sit

Auto Applikationen: Stadtmöblierung im Schwarmprinzip

KUNSTrePUBLIK in Kooperation mit Refunc

Basierend auf der Ressource:
     AUTO  (ca 1 Mio in Berlin)
           + PARK (von lateinisch parricus „Gehege“)
                     + PLATZ (ca 10 Mio qm markierte Bereiche im Berliner Strassenraum) 
= AUTOPARKPLATZ

Die für den Inidividualverkehr reservierten Parkplätze (‘Gehege’) im Stadtraum, werden in Ihrer Nutzung erweitert, ganz im Sinne der Doppeldeutigkeit des Park-Begriffs. Parkende Autos als massives und ruhend ungenutztes Element von Stadtmöblierung werden zur aktiven Nutzung des öffentlichen Raums angeeignet. Massenhaft produzierte universelle Auto-Applikationen erzeugen an unterschiedlichsten Orten temporär neue Aufenthalts- und Aktivitätsqualitäten.
Die Applikationen sind so gestaltet, dass nicht nur der Fahrzeugeigentümer, sondern jeder Stadtbewohner diese erweiterten Funktionen nutzen kann. Als einfachstes Starter Modul werden hier ausklappbare Sitzmodule sowie eine Dachbühne als Prototypen präsentiert.

Als Anreiz zur massiven Verbreitung sind KFZ-Steuerermäßigungen, sowie Gratisparkplätze in Innenstadtlagen (mit geringer monokonformer Bestandsmöblierung) angedacht. Die Applikationen sind für den Zukunftsmarkt des Car Sharing eine willkommene Zusatzfunktion.

 

 

Überbaus

Funktionale Erweiterung von Stadtmöblierung bei gleichzeitiger Lösung von Raumknappheit

Ressource:
Im Berliner Stadtraum gibt es rund 250 Standorte öffentlicher Toiletten in teuren, hochverdichteten Innenstadtlagen, in denen ein großer Mangel an gemeinwohlorientierter sozialer und kultureller Infrastruktur herrscht.

Mit Überbaus wird eine modulartige, achteckige Überbauung geschaffen, in Referenz auf die historische Form der ersten öffentlichen Berliner Bedürfnisanstalten - dem sogenannten ‘Cafe Achteck’. Der beliebig erweiterbare Pfahlbau mit seinen ausklappbaren Terrassen schafft über innovative Pächtermodelle günstige Gemeinbedarfslösungen für die Stadt: soziokulturelle Orte, Nachbarschaftszentren, künstlerische Projekträume, Ateliers, Proberäume, kollektive Werkstätten oder andere Formen sozialer Infrastruktur. Es entstehen Orte mit individueller Aneignungsmöglichkeit und breiter Partizipationsmöglichkeit, neue Formen von zukunftsfähigen solidarischen Ökonomien mit lokaler Identifikation und ziviler Verantwortung für öffentliche Räume.

Bei der Überbauung von öffentlichen Toiletten profitiert der Nutzer einerseits von der existierenden Toilette mit Wasseranschluss und andererseits können neue synergetische Pflege- und Unterhaltskonzepte erarbeitet werden. Es entstehen lokale Projekte mit eigener Identität jenseits globaler Konformität: Begegnungsorte neuer Qualität und Quantität im Sinne einer gemischten poly-aktiven Stadt.

 

 

Stage to Go

Aktuelll gibt es in Berlin über 1 Million gemeldete PKW. Im Durchschnitt wird ein Auto pro Tag 15 Minuten bewegt. Jeder Pkw belegt eine Fläche von durchschnittlich 10 Quadratmetern.

‘Stage to Go’ nutzt den Parkraum auf zweifache Weise: durch eine fahrbare Bühne und durch ein Hebesystem, dessen kollektives Anheben eines PKW beim Herunterlassen Energie produziert, welche für die Licht- und Tontechnik der darüber nutzbaren Bühne genutzt werden kann, analog einer überdimensionierten Kuckucksuhr (Spieluhr) mit aufziehbaren Gewichten.

‘Stage to Go’ ist ein sozialer Generator. An unterschiedlichsten Orten im Stadtraum einsetzbar, als Standfläche genügt ein Autoparkplatz. Man kann sich zur Nutzung gemeinschaftlich verabreden, oder spontan handeln. Die Bühne ist frei zugänglich und als offener Ort des Austauschs und der Performance angelegt. Sie erfüllt die ureigenste Widmung des öffentlichen Raums im Sinne eines Ort des aktiven Austausch, der Verhandlung und der (Re)Produktion unterschiedlichster politischer und kultureller Stimmen. Als Prototyp beliebig vervielfältigbar ist ‘Stage to Go’ mobile Bühne für jegliche Form der Alltagspraxis, explizit als Verstärker kleinster lokaler Akteure, deren Lyrik im Gesamtkanon der urbanen Narration gerne ungehört bleibt.

 

 

 

Vandalisator

Ein Gewalttransformator für den öffentlichen Raum

Körperliche Gewalt ist in unser Gesellschaft geächtet und tabuisiert. Aggressionen werden aufgestaut und entweichen oft spontan. Vandalismus im öffentlichen Raum passiert gerichtet und ungerichtet.

In Zusammenarbeit mit der TH Wildau wird in studentischen Arbeiten die Transformationkraft des körperlichen Einsatzes berechnet und mögliche Prototypen entwickelt.

    Hacking Urban Furniture: artworks, ideas competition, exhibition co-funded by the Hauptstadtkulturfonds